Good bye Maincoast and hello Big Corn Island

Nach drei Tagen in Pearl Lagoon machten wir uns gestern auf zu unserem letzten Ziel der Reise – den Corn Islands. Per Boot, Bus und Flugzeug erreichten wir Montag Nachmittag die grössere der beiden Inseln, auf der wir zwei Tage bleiben.

Türkisblaues Wasser wohin das Auge reicht

Bereits der Anflug auf das Eiland  zeigte uns die Insel von seiner schönsten Seite, türkisfarbenes Wasser, weißer Sandstrand und strahlender Sonnenschein. Mit dem Taxi ging es bei gefühlten 35 Grad oder mehr auf ins Hotel. Dort angekommen, erwartete uns eine Traumunterkunft direkt am Strand. Saubere Zimmer mit Abstellfläche und funktionierende Duschen und WCs.

Morgens halb 9 auf Big Corn Island

Zum Start in den Tag gab es erstmal ein reichhaltiges Frühstück, mit frisch gepressten Saft, Obstteller und Omelette oder Pancake. Nach Tagen mit Huevo ranchero y gallo pinto genau das Richtige. Gestärkt begrüßten wir danach Lester in unserer Gruppe. Der ehemalige Student des Klessheimer Kollegs für Tourismus erzählte uns von der Geschichte der Inseln. Von der Zeit der Kolonialisierung durch die Briten, der Sklaverei und Befreiung wie auch den Piraten die hier Unterschlupf fanden. Was kaum einer weiß, 99 Jahre lang, bis Anfang der 70er Jahre gehörten die Inseln zu den USA.

Radio für Jedermann und Jedefrau

Auf der Insel gibt es drei Radios. Zwei religös geprägte Stationen und das kommerziell betriebene La Islena. Gegründet am 4. Mai 2001 strahlt dieses Radio sieben Tage die Woche zwischen 7 Uhr morgens und 6 Uhr abends Programm aus. Zwei Personen führen abwechselnd in Englisch oder Spanisch durchs Programm. Dieses reicht von traditioneller Musik, über romantische Lieder bis zu aktuellen Hits Neben Anrufern die Grüße an jemanden schicken, einen Musikwunsch äußeren oder auch über Todesfälle informieren,  kann auch jeder und jede für eine Gebühr von 150/300 Cordoba eine halbe bis ganze Stunde Programm machen. Auch das Gesundheits- wie Bildungsministerium und andere Einrichtungen wie FADCANIC (Fundaciòn para la Autonomìa y el Desarollo de la Costa Atlàntica) – welche wir schon in Bluefields kennenlernten –  nutzen diesen Weg um die Menschen hier über ihre Fortschritte und aktuelle Themen zu informieren.
Die höchste Zuhörerquote verzeichnet das Radio, wie kann es auch anders sein, während eines Baseballspiels. Aktuelle Spielstände und der Verlauf des Spiels werden live an die Community weitergegeben. Go Corn Island go!

Carla Bernroider

Die Armut eines „reichen“ Landes und der Wassermangel am größten See Zentralamerikas

Es scheint nicht sehr verwerflich, Nicaragua als armes Land zu bezeichnen. Nach nur wenigen Tagen vor Ort gewöhnt man sich an günstige Preise, billige Dienstleistungen und kommt mit der Umrechnung immer besser klar. – Aber das sind ja nur … Wenn sich sogar arme Salzburger Studenten wie Könige fühlen („Was soll der Geiz“), dann muss es wohl ein armes Land sein.

 Auch das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) führt Nicaragua in ihrem Armuts und Reichtums  Ranking im hinteren Drittels (Platz 121). Betrachtet werden dabei das durchschnittliche Pro-Kopf Einkommen, Bildung und die Lebenserwartung.

Traue keiner Statistik…

Zum Thema Bildung sei nur gesagt, dass eine der ersten präsidialen Amtshandlungen der sandinistischen Regierung im Jahr 2007 die Einführung einer Schulpflicht war und das Bildung seit diesem Zeitpunkt in Nicaragua kostenlos ist. Auf der UNAN in Leon waren wir sehr überrascht, wie viele junge Leute ein Studium anstreben und von ihrem Recht auf Bildung Gebrauch machen. Es wird eventuell dauern, aber ich glaube das Land dürfte in Sachen Bildung auf einem guten Weg sein.

Mit einer Lebenserwartung von 74 Jahren liegt Nicaragua auf dem Happy Planet Index auch deutlich weiter vorn, als die Übersicht der UN vermuten lässt (Platz 61).

Über den Happy Planet Index:

„The HPI measures what matters: the extent to which countries deliver long, happy, sustainable lives for the people that live in them. The Index uses global data on life expectancy, experienced well-being and Ecological Footprint to calculate this.“

 Ein kurzer Wechsel der Perspektive genügt und Nicaragua schnellt hoch auf den 8. Platz. (HPI). Dank der Zufriedenheit der Leute und des geringen ökologischen Fußabdrucks wird aus einem armen Land ein echter Überflieger.

Die Abhängigkeit in der Region

 Selbstverständlich ist ein angemessenes Pro-Kopf Einkommen (UNDP) für das funktionieren eines Landes unabdingbar und dessen Fehlen bereitet Nicaragua (nur 1200$ per Cap.) viele ernstzunehmende Probleme, die uns auf unserer Reise immer wieder begegnet sind.

Wir waren zum Einen mit ausgebeuteten Arbeitern auf den Zuckerrohrplantagen konfrontiert, die ihre Gesundheit für weniger als drei Dollar am Tag zerstören und dabei noch froh sind, dass sie die Arbeit haben. Zum Anderen hatten wir einen Guide, der wie so viele andere junge, gebildeten Nicas sein Glück im Ausland versuchen möchte. Er würde gern nach Chile (Platz 43), weil er die USA nicht so mag – wie so viele hier. Der Rest (meist ohne Bildung und Ausbildung) versucht sein Glück in Costa Rica und macht die Arbeit, die den Menschen dieses „reichen“ Landes (Platz 42) zu lästig geworden ist.

 Dadurch leben ca. 1,5 Millionen der 5,7 Millionen Nicas  im Ausland und tragen durch ihre zurückgesendeten Devisen einen Großteil der nicaraguanischen Wirtschaftsleistung. Das schafft Abhängigkeiten, die es vielen Entwicklungsländer schwer machen auf eigenen Füßen zu stehen.

 Besonders traurig ist, dass gerade Nicaragua es noch nicht geschafft hat, das enorme Potential des eigenen Landes voll auszuspielen. Es bietet Vieles, was andere arme und sogar vielen reichen Ländern nicht haben. Nicaragua ist fruchtbar. Nicaragua ist schön und trotzdem ein Spielball der falschen Interessen.

 Es gäbe eigentlich genug zu essen, zu zumutbaren Preisen. In der Realität bezahlt Nicaragua jedoch 80% seiner Ölimporte aus Venezuela mit den eigenen Lebensmitteln, weil es in Venezuela, einem auf den ersten Blick „reichen“ Land (Platz 69) in der Region, essentechnisch ziemlich arm aussieht. Die hungernde Bevölkerung dort, geht deshalb seit Wochen auf die Straße. Wenn es blöd läuft, muss Nicaragua aber nicht selten wieder Lebensmittel zurückimportieren und die Preise sind deshalb wesentlich höher als sie sein müssten und als es sich viele leisten können.

Warum gibt es eigentlich kein Wasser?

Ein neuer Weg zu mehr Selbstständigkeit ist sicherlich der Tourismus, der sich langsam aber stetig zu entwickeln scheint. Der Name Nicaragua steht laut Aussage eines unserer Vulkanführer für das Land der Vulkane und das Land des Wasser.

Hier ruht wahrscheinlich der größte Reichtum dieses „armen“ Landes – eine malerische Natur, die vielen aktiven Vulkane und die atemberaubenden Bademöglichkeiten, die uns auf unserer Reise begleitet haben, machen das Land zu einem begehrten Reiseziel.

 Da unsere kleine Reisegruppe in der Trockenzeit unterwegs war, war allen klar, dass Wassermangel irgendwann einmal zu einem Thema werden könnte. Das wir ausgerechnet am größte See Zentralamerikas damit konfrontiert werden würden, ist jedoch fast symbolisch für die vielen Probleme mit denen das Land zu kämpfen hat. In unserem Hotel in San Carlos einem kleinen Städtchen am Nicaraguasee, in dessen Hafen auch der Rio San Juan entspringt, herrscht Wassermangel. Wenn man am Hafen steht, sieht man soviel Wasser, dass man irritiert ist, weil es nicht salzig riecht. Dennoch gibt es nur zwei Stunden fließendes Wasser am Tag – und keiner weiß warum.

Aussicht aus dem Hafen von San Carlos (Bild- David Hollig)
Aussicht aus dem Hafen von San Carlos (Bild- David Hollig)

 Nach einem langen Tag auf dem Rio San Juan, dem Besuch eines Community Radios in der Gemeinde Boca de Sábalos, der Besichtigung der Festigungsanlage El Castillo und guten elf Stunden unterwegs in tropischer Hitze, meldete sich bei den meisten Exkursionsteilnehmern ein durchaus nachvollziehbares, westliches Hygieneverständnis – erstmal duschen.

Unsere kleine Reisegesellschaft hatte jedoch den gesamten Wasservorrat im Hotel bereits aufgebraucht. Die Wassertanks des Hotels werden immer in der Nacht von 4 Uhr bis 6 Uhr gefüllt und müssen dann den ganzen Tag reichen. Nach kurzer Diskussion fällt das Wort Reservetank und viele verschwinden im Bad.

 Bei männlichen Westeuropäern kann es aber vorkommen, dass das Bedürfnis nach etwas Rundem zu treten, auf der Bedürfnispyramide noch vor vielen anderen Grundbedürfnissen steht. Da Maslow wohl kein Fußballer war, kann man ihm diese kleine Unachtsamkeit in seinem ansonsten brauchbaren Konzept durchaus verzeihen.  Bereits wenige Minuten nach unsere Ankunft in San Carlos jagen wir mit zwei kleinen Jungs durch die Straße und kommen ziemlich schnell an unsere körperlichen Grenzen. Unseren beiden Nica-Jungs machte dabei weniger die Hitze zu schaffen, sie hatten eher Probleme sich an ihren Mitspieler zu erinnern – anscheinend sehen wir für die auch alle gleich aus.

 Nach einer guten viertel Stunde ist der Spaß vorbei und auch wir sind mehr als bereit für eine Dusche. Aber leider zu spät für den Reservetank – sorry Jungs, alles ist leer. Morgen ab 4 dann wieder. So langsam beginnen wir uns für das eigentliche Problem zu interessieren und stellen dem armen Mann an der Rezeption die einfache Frage – Warum gibt es eigentlich kein Wasser? Und das insgesamt viermal. Es muss dazu gesagt werden, dass man mit Warum-Fragen in Nicaragua ab und zu an gewisse Grenzen stoßen kann. Seine Antworten auf ein und dieselbe fielen jedenfalls so aus:

 – Es gibt kein Wasser.

– Es gibt nur zwischen 4 und 6 Wassser.

– Die Häuser rund um das Rathaus haben 3 Stunden am Tag Wasser. (Eine weitere Warum-Frage wäre wohl durchaus angebracht gewesen. Der arme Mann hatte aber noch an der Ersten zu knabbern. Ich denke die Vorzüge zur politischen Klasse zu gehören, sind aber auch an anderer Stelle deutlich geworden.)

– Keine Ahnung (Achselzucken inklusive) – Endlich geben wir uns zufrieden.

Reserve-Reserve-Tank

Wir wussten zwar dadurch nicht mehr, aber vielleicht hat es auch ihn mal zum Nachdenken/forschen gebracht. Während ich im Kopf überschlage, wie viele anderthalb Liter Flaschen abgepacktes Wasser ich wohl mit in die Dusche nehmen sollte, kommt unserem Rezeptionnisten dann doch noch eine mögliche Lösung in den Sinn. Er führt mich in einen Innenhof des Hotels, eine Mischung aus Abstellkammer und Lagerplatz, der sich am nächsten Morgen als Waschküche erweisen sollte. In der Ecke steht ein Fass mit Regenwasser und einer Schöpfkelle. Es ist dunkel genug, dass das ganze ziemlich einladend wirkt und schon die erste Schwall Wasser über den Kopf ist ziemlich belebend. – Vielleicht die beste Dusche meine Lebens.

Der Morgen danach...
Der Morgen danach…
...trotzdem gerne wieder
…trotzdem gerne wieder

Normalerweise denkt man bei exklusiven Badeerlebnissen an Milch oder Champagner. Wie dekadent es war während der Trockenzeit mit Regenwasser zu duschen kam mir allerdings erst nach ein paar Tagen in den Sinn. Im Februar fallen landesweit im Schnitt nur drei Liter Regen pro Quadratmeter. Da liegt selbst der jährliche Rumkonsum mit 3,3 Liter pro Einwohner noch ein wenig höher.

Jaja, der Rum, ein weiteres Symbol für sowohl Armut als auch Reichtum, dieses wunderschönen Landes.

Andreas

Gruppenfoto Cerro Negro

Gruppenfoto Cerro Negro

Der Cerro Negro ist der aktivste Vulkan Nicaraguas. Mit 728 m Höhe gestaltet er die Landschaft rund um  Leòn mit. Auch wenn es ein freiwilliges Programm war, wagte es fast die ganze Exkursionsgruppe, ihn zu besteigen. Mit Erfolg! Der Aufstieg war jedoch nicht das Highlight dieser Reise. Der Abstieg, den wir mit einem Bob antraten, war ein ganz besonderes Erlebnis. Mit einem Holzbrett schlitterten wir innerhalb kürzester Zeit durch den Sand den Vulkan runter, den wir in zirka einer Stunde bestiegen hatten.  Diese Aktivität nennt sich “Vulcanoboarding” und steht laut Führer auf Platz 2 der CNN-Liste der Aktivitäten, die man in seinem Leben gemacht haben muss. Bis jetzt war die Reise ein voller Erfolg für mich und nachdem ich dieses Erlebnis abgeschlossen habe, kann ich mich auf ein weiteres aufregendes Abenteuer stürzen.  Wer weiß, vielleicht flieg ich bald mit einem Jet, wie es auf Platz 1 steht,  oder schwimme mit Krokodilen, um Platz 3 abhaken zu können.

von Kathrin