Auf nach Bluefields!

Um fünf Uhr morgens stand der Bus bereit zur Abfahrt von Granada nach Bluefields. Die StudentInnen allerdings nicht. Zwei Studentinnen meinten, dass dies viel zu früh zum Aufstehen sei und haben prompt verschlafen. Der Rest benötigte eine halbe Ewigkeit, um ihr Gepäck und sich selbst in den Bus zu verfrachten. Abfahrt also erst um halb sechs. Sieben Stunden im Bus und eine Bootsfahrt mit 21 verwundeten Hintern später, kam die gesamte Truppe müde und verwundet in Bluefields an. Da wir uns aber auf einer Exkursion befinden und uns unsere vier ECTS hart verdienen müssen, hieß es sofort weiter mit unserem Lehrprogramm. Eine Stadtführung durch Bluefields mit Besuch im Geschichtsmuseum der Stadt. In Granada freuten sich schon alle StudentInnen, dass es endlich in die Karibik mit schneeweißen Stränden und azurblauem Meer geht. Diese Vorstellung trifft auf Bluefields nicht ganz zu. Der Strand ist grau von all dem Müll, der herum liegt. Das Meer ist braun vom Fluss. Insgesamt sah das ganze eher einer Kläranlage gleich. Karibikfeeling kam bei keinem auf. Im Inneren der Stadt sieht das Ganze nicht anders aus. Es gibt nur einen einzigen Mülleimer in Bluefields und der ist überall.  Zerstörte Häuser, kaum richtige Straßen, mit noch weniger Verkehrsregeln (wer zuerst hupt fährt zuerst ist wahrscheinlich die einzig geltende), halb verhungerte streunende Hunde und immer wieder der ganze Müll machten uns klar, dass wir uns im zweitärmsten Land Zentralamerikas befinden.  Im Museum angekommen wurden wir von unserem neuen Guide Rudolfo, der mit seinen Dreadlocks immerhin ein bisschen an die Karibik erinnert, und einer Mitarbeiterin aus dem Museum begrüßt. Sie erzählte uns einiges über die Geschichte der Stadt, wie Gründung im Jahre 1600, und die indigenen Völker der Atlantikküste. Aufgrund ihres sehr starken karibischen Akzents (Kreol) konnte sie keiner so wirklich verstehen, weswegen Rudolfo ein paar Mal das Erzählen übernahm, was der Dame wohl nicht besonders gefiel. Hängen geblieben sind aber trotzdem ein paar Sachen. Zum Beispiel wurde Bluefields 1988 fast vollkommen von einem Tornado zerstört. Das Museum ist eines der wenigen Gebäude, das überstanden hat. Nachdem auf dem Rückweg unser dritte Welt Eindruck nochmal bestätigt worden ist, weil einer Studentin angeboten wurde, das Kind, das sie so süß fand, doch einfach mitzunehmen und zu behalten, kamen wir jetzt nicht mehr nur noch müde und mit schmerzenden Hintern, sondern auch noch ziemlich schockiert zurück ins Hostel. Trotzdem ging es dort aber gleich noch weiter (wir müssen uns doch die 4 ECTS verdienen). Michael von BSS (Bluefield Soundsystem) hielt uns einen Vortrag, sogar in richtigem amerikanischen Englisch, über die Arbeit von BSS. Was genau diese Organisation macht und warum wir alle so begeistert waren, dürft ihr im nächsten Eintrag erfahren, da ich nach diesem Tag doch ein wenig bereit für den wahrscheinlich besten Rum der Welt bin.

made by Christian 🙂

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